Schmalspur-Modelleisenbahnen bieten viele Gestaltungsmöglichkeiten auf überschaubarem Raum.
Schmalspur-Dampflok der Baureihe 99 auf der H0/H0e-Anlage "Timmelstein" (Foto: Peter Wieland)
Als Schmalspur-Modellbahnen werden allgemein Modellbahnen bezeichnet, die unabhängig von der Nenngröße (Maßstab) keine Modelle einer Vorbildbahn mit Regelspur (1.435 mm), sondern einer Vorbildbahn mit einer kleineren Spur nachbauen. Auffällig ist, dass die Modellbahn-Schmalspurvarianten seit einiger Zeit immer mehr Fans gewinnen. Sicher spielt dabei eine Rolle, dass es schmalspurig einfacher möglich ist, „große“ Modelle bei relativ kleinem Platzbedarf unterzubringen und ansehnlich durch die Gleisbögen fahren zu lassen.
Schmalspur-Szenarien wirken in vielen Fällen tatsächlich realistischer als Darstellungen nach Vorbildern der Regelspur. Denn beim Schmalspur-Einsatz sind typischerweise die Züge kürzer, die Bahnhöfe kleiner und die Gleisbögen im Gleisplan enger. Das macht es dem Modellbahner einfacher, überzeugende Darstellungen auf einem geringeren Platzangebot zu realisieren.
Tipp 1: Verfügbarkeit von Rollmaterial und Zubehör
Ein Manko ist für alle Schmalspur-Fans die im Vergleich zu den Modellen von Regelspur-Modellbahnen geringe Verfügbarkeit von Rollmaterial und Zubehör. Faustregel: Je exotischer die Schmalspur und je weniger am Markt vertreten, umso teurer wird es, weil beispielsweise nur Kleinserienhersteller solche Marktnischen bedienen. Diese beiden Schmalspur-Nenngrößen im Maßstab 1:87 bieten aber ein recht gutes Angebot:
H0m: Es handelt sich bei H0m um eine Modellbahn im Maßstab 1:87, die als Vorbild eine Schmalspurbahn mit 1.000 mm-Spurweite hat. Das „m“ ist sozusagen die Abk. für „Meterspur“. Daher hat die H0m-Modellspur eine Spurweite von 12 Millimetern. Oft wird daher einfach auf dem Gleismaterial von TT-Modellbahnen gefahren, bei denen die maßstäbliche Regelspur 12 mm beträgt.
H0e: Es handelt sich bei H0e um eine Modellbahn im Maßstab 1:87, die aber als Vorbild nicht die Regelspurbahn mit einer Spur-weite von 1.435 mm, sondern eine Schmalspurbahn mit 750 mm hat. Bekanntester Hersteller von H0-Modellen für diese Spur ist die Firma BEMO.
Tipp 2: Das Schmalspur-Gleismaterial
Generell können Modelle von Schmalspurbahnen in einer bestimmten Nenngröße auf den Regelspurgleisen der jeweils nächstkleineren Nenngrößen fahren. Beispiel: Auf den TT-Regelspurgleisen (Spurweite 12 mm) fahren H0m-Modell. Dies allerdings bedeutet ja, dass das Gleis nicht im selben Maßstab wie das Rollmaterial ausgeführt ist. Es stimmen also Abstand und Größe der Schwellen nicht, bei Bettungsgleisen kann auch die gesamte Bettung zu klein wirken. Wer also ernsthaft hochwertigen Modellbau betreiben möchte, braucht für eine Schmalspur-Modellbahn auch ein passendes, maßstäbliches Gleis. Ausnahme hiervon sind eigentlich nur die Spielbahn-orientierten Bahnen wie beispielsweise Minex und MagicTrain (s.u.).
Tipp 3: Die LGB-Gartenbahn und die „Königsspur“
Nicht nur bei „kleinen“ Nenngrößen, sondern auch bei der bekannten Gartenbahn der Nenngröße IIm, bekannt durch die Marke LGB, gilt dieser Zusammenhang. Die Spurweite des Gleises beträgt 45 mm, das ist dieselbe Spurweite wie beim Märklin-Gleis für die „Königsspur“ Spur 1. Allerdings unterscheiden sich die beiden Gleissysteme nicht nur optisch sehr stark. Auch sind die Schienenprofile unterschiedlich, man sieht auf den ersten Blick, dass die Märklin Spur 1-Gleise mit Schienen ausgestattet sind, die niedriger und insgesamt schlanker als die vom LGB-Gleis sind. Das Schienenprofil beim LGB-Gleis ist deutlich dicker und höher, da es ja in einem viel größeren Maßstab (1:22,5) ausgeführt ist als das Spur-1-Gleis im Maßstab 1:32.
Trotzdem möchten viele Modellbahner, die Züge von beiden Herstellern haben, gerne beide Bahnen auf demselben Gleis einsetzen. Das funktioniert aber nur in eine Richtung. Denn die Spurkränze des LGB-Rollmaterials sind zu groß und es ist für die Zuverlässigkeit des Betriebs insbesondere einer Gartenbahn keine gute Idee, die Spurkränze herunterzudrehen. Hingegen fahren Märklin 1-Modelle tatsächlich recht problemlos auf dem LGB-IIm-Gleismaterial, nur allzu enge Radien sollten bei Modellen nach großen Vorbildmaschinen vermieden werden.
Tipp 4: Die richtigen Radien für Schmalspur-Modellbahnen
Schmalspur-Modellbahner profitieren von dem geringeren Platzbedarf bei gleicher „Größe“ der Darstellung. Die Startpackungen, speziell von Roco in H0e werden mit Gleisbögen mit einem Standardradius von 261,8 mm geliefert. Das ist für die Fahrzeuge in den Startpackungen zwar kein Problem und hilft auch beim „viel Betrieb auf wenig Raum“. Aber auch bei Schmalspur sind solche Radien nicht vorbildgerecht. Der FREMO-Verband sieht aus gutem Grund für H0e einen Mindestradius von 700 mm vor, der auch optisch eine zufriedenstellende Darstellung ermöglicht.
Die superengen Radien der Anfangspackungen haben noch einen Nachteil: Wenn Sie später als fortgeschrittener Schmalspur-Modellbahner Kleinserienmodelle von Herstellern wie BEMO, Panier oder Weinert einsetzen möchten, kann es je nach Modell zu Betriebseinschränkungen kommen. Prüfen Sie dann zumindest vor einer Anschaffung, ab welchem Mindestradius das Modell störungsfrei läuft.
Tipp 5: MOROP NEM beachten
Auch für Schmalspur-Modellbahner spielen die europaweit festgelegten Normen Europäischer Modellbahnen, kurz NEM, eine wichtige Rolle. Diese Normen des MOROP, dem Verband der Modelleisenbahner und Eisenbahnfreunde Europas, legen Folgendes für Schmalspurbahnen fest:
NEM 104: Umgrenzung des lichten Raumes bei Schmalspurbahnen
NEM 123: Querschnitt des Bahnkörpers für Schmalspurbahnen
Tipp 6: Klassische 0e-Schmalspur der Großserienhersteller
Auch Fleischmann und Märklin produzieren Schmalspurmodelle oder haben es zumindest eine Zeitlang in der Nenngröße 0e getan.
Märklin Minex: Märklin produzierte von 1970 bis 1972 Schmalspurmodelle der Spur 0e im Maßstab 1:45, die unter dem Namen Minex in den Handel kamen. Minex ist bis heute die einzige maßstäbliche Märklin-Schmalspur-Modellbahn. Sie fuhr auf dem klassischen M-Gleis (Metall 3-Leiter-Mittelleitergleis) in der Spurweite 16,5 mm, es wurde also kein spezielles Gleismaterial produziert. Minex war am Markt zwar ein Misserfolg, ist heute jedoch unter Sammlern sehr begehrt.
Fleischmann MagicTrain: Mit dem MagicTrain hat Fleischmann bis heute ebenfalls eine Schmalspur-Spielbahn der Baugröße 0e im Angebot. Spezieller Vorteil ist, dass diese Modellbahn ebenfalls auf den Fleischmann-Gleisen oder Gleisen anderer Hersteller nach dem Zweileiter-System mit der Spurweite 16,5 mm fährt. MagicTrain macht für den Laien einen durchaus ähnlichen Eindruck wie die Minex-Bahn, ist allerdings beim genauen Hinsehen deutlicher als Minex mit einer Orientierung in Richtung Spielbahn produziert und daher sehr robust und Kinderzimmer-geeignet.
Tipp 7: Kombination aus Regelspur und Schmalspur
Häufig wird auf einer Modellbahn-Anlage eine Regelspurbahn mit einer kleineren Schmalspurbahn kombiniert. Beispielsweise ist eine besonders tolle Szene auf Modellbahn-Anlagen in H0e oder H0m der Betriebsablauf das Umsetzen von Regelspurwaggons auf Schmalspurgleise mittels Rollbock. Dabei handelt es sich um ein schmalspuriges, 2-achsiges Laufwerk, das mit einem Drehschemel und Tragklauen zur Aufnahme eines normalspurigen Radsatzes geeignet ist. Ein interessantes Dreischienengleis für ein solches Szenario bietet TILLIG (Art.-Nr. 85193), um damit H0 und H0m zu kombinieren.
Literaturempfehlungen
- Schmalspur-Romantik im Norden
- Gleise und Weichen 2 - Große Spuren, H0-Schmalspur, US-Modellbahnen, Weichenantriebe, Gleis- und Selbstbaupraxis, Besonderheiten - MIBA Modellbahn Praxis
- MEB Modellbahn Schule Nr. 16 - Faszination Schmalspur - Bahnbetrieb auf engstem Raum - ModellEisenBahner
- Modelleisenbahn - Das große Gleisplan-Buch: Vorbildliche Anlagenentwürfe für alle Spurweiten
- Das große Handbuch der Modelleisenbahn
- Harzer Schmalspur-Spezialitäten II
- LGB Innenanlagen
Von: Rudolf Ring
- In Verbindung stehende News:
- H0e: Modulanlage Timmelstein
<- Zurück zu: Tipps